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Es ist eine Not mit uns

Ein pannonisches Pamphlet

edition lex liszt 12, 2016
Paperback
ISBN: 978-3-99016-109-8
Preis: EUR 20,-

Verlagsinformation

Der burgenländische Autor und Regisseur Peter Wagner prägt nicht nur das kulturelle Geschehen, sondern auch den öffentlichen und politischen Diskurs im Land seit Jahrzehnten maßgeblich mit. Und dies nicht nur durch seine Bühnenwerke, Filme, künstlerischen Aktionen und literarischen Arbeiten, sondern vor allem auch durch offene und deutliche Worte, die er findet, wenn andere schweigen.

Das Buch versammelt Reden, Kommentare und Offene Briefe aus nahezu drei Jahrzehnten, die sich unmittelbar auf konkrete gesellschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse beziehen. Sie zeigen einen Künstler, der tief in seiner Umgebung verwurzelt ist und der seine Arbeit immer auch politisch versteht. Eingestreut sind Zwischenspiele aus literarischen und dramatischen Arbeiten Peter Wagners, die von der ewigen Wiederkehr des Absurden erzählen – in der Kunst und in der Wirklichkeit.

 

Ein pannonischer "Revoluzzer": Der Künstler Peter Wagner

 

"Es ist eine Not mit uns. Ich bin ein Österreicher. Lapidar die Feststellung zwar, aber umso heftiger die assoziativen Reaktionen in mir. Was bedeutet es, ein Österreicher zu sein? In welches Selbstverständnis hüllt man sich ein in dem Augenblick, da man das furchtbare Bekenntnis ausspricht: Ich bin Österreicher". Mit diesen Worten hat der Autor, Musiker, Filmemacher, Aktivist und Regisseur Peter Wagner im Frühjahr 1990 seine "Rede zur Lage der Kulturnation" im Kulturzentrum "Offenes Haus Oberwart" begonnen. Ziel war es damals, die Ausländerpolitik in Österreich kritisch zu thematisieren. Gut 26 Jahre danach wirkt die Rede verblüffend aktuell. In der "Edition Lex Liszt" erschienen, ist sie nun in dem "pannonischen Pamphlet" "Es ist eine Not mit uns" nachlesen. In dem Buch versammelt Peter Wagner eine Auswahl seiner Reden, Kommentare und Offenen Briefe, die er als Reaktion auf gesellschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse verfasst hat. Von der schweigenden Masse meist hingenommen, hat Peter Wagner stets "deutliche Worte" zu manchen politischen Entscheidungen gefunden. Der burgenländische "Revoluzzer" prägt damit seit den 1980er Jahren nicht nur das kulturelle Geschehen, sondern auch den öffentlichen und politischen Diskurs im Burgenland.
Ö1 - Leporello, 15. Juni 2016, Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer

 

Ein pannonisches Vierteljahrhundert en Detail

Peter Wagner und das Burgenland haben einen Narren aneinander gefressen. Und weil das ist, heißen sie einander auch manchmal so. Zu beiderseitigem Nutzen, wie man wohl hinzufügen darf. Vor allem das Burgenland, jedenfalls in seiner offiziellen Gestalt, sollte sich glücklich schätzen, so einen zu haben, der keine Ruhe gibt und damit, wie die Unruh in der Uhr, das Werkl erst am Läufen hält.

Anlässliches des 60. Geburtstags von Peter Wagner lässt die edition lex Liszt 12 alle Interessierte Einblick nehmen in das Aufkommen, den Fortgang und die Intensivierung dieser Beziehung. Die hier versammelten Reden, Kommentare und offenen Briefe - einige im STANDARD und auf derStandard.at erschienen - formieren sich nicht nur einem „pannonischen Pamphlet“, so der Untertitel, sondern zu einem zeitgeschichtlichen Dokument, welches das vergangene Vierteljahrhundert umfasst.

Immer wieder vermisst Wagner dabei die pannonischen Tiefen und Untiefen. Er reibt sich, funkensprühend, an den groß- und kleinkopferten Politikern. Den Hardcore-Blauen seiner südburgenländischen Nachbarschaft, Norbert Hofer inklusive, fuhr und fährt er ein ums andere Mal über den Mund. Unermüdlich mahnt er den offenen Umgang mit Minderheiten ein. Sein Lebensthema waren und sind die burgenländischen Roma. Im Gefolge des Oberwarter Mordanschlags 1955 schliff er seine Worte gewissermaßen zu Stichwaffen. Ohne ihn und seine Freunde - nachzulesen in der „Rede an Oberwart“ - hätte Wagners Stadt auch noch ihr Gesicht verloren.

Das Buch beginnt mit der „Rede an das Burgenland“ von 1988. Und endet mit einem offenen Brief an den eben zu Rot-Blau konvertierten Landeshauptmann Hans Niessl. Es wird, steht für diesen zu hoffen, nicht der letzte gewesen sein.
Wolfgang Weisgram, Der Standard - Das aktuelle Buch, 13. Juni 2016