Ich war sozusagen ein Dieb
Hommage an einen Unterhaltungsmusikanten Das Märchen der Musik op. 12
Ein Peter Wagner Heimatfilm
über den Schneider, Bauern, Kapellmeister und Komponisten Karl Schönfeldinger
Peter Wagner´s EROS KADAVER FILM, 2004, Doku 107 Minuten
Das Leben des Karl Schönfeldinger aus Bernstein im Burgenland erstreckte sich über den Großteil des 20. Jahrhunderts und also über einen Zeitraum gravierender Veränderungen sowohl der weltpolitischen als auch der gesellschaftlichen und kulturellen Realitäten. Peter Wagner geht in seinem neuen Film einer Persönlichkeit der Provinz nach, die sich als ewiger Verliebter der Musik einen Teil von ländlicher Identität bewahrt hat, die man heute möglicherweise in den Reigen der für immer verlorenen Kulturgüter einreihen muss. Der charismatische Musiker und Komponist von über 100 Märschen, Walzern und Polkas kommt einerseits in filmisch aufbereiteten Tondokumenten selbst zu Wort, andererseits runden eine Reihe von Interviews mit Persönlichkeiten aus seinem näheren und weiteren Bekanntenkreis nicht nur die Person des Karl Schönfeldinger ab, sondern skizzieren darüber hinaus auch ein Bild der Unterhaltungskultur und ihrer Entwicklung im ländlichen Raum.
Neben Originalkompositionen von Karl Schönfeldinger, gespielt von der „Kapelle Schönfeldinger“ und der „Spielmusik Schönfeldinger“, wird der Film auch von soundtechnisch aufbereiteten Variationen von Gerald Schönfeldinger untermalt, der die mittlerweile 5. Generation der Kapelle leitet.
Filmische Hommage an musikalische Kultfigur
Schönfeldinger hatte - er war 1989 gestorben - mehr als Hundert Stücke, darunter Walzer, Märsche und Polkas, komponiert. Laut Wagner habe er nie dem Klischee eines im Wirtshaus zechenden Musikanten entsprochen, für den Bernsteiner stand stets die Unterhaltung seiner Anhänger an erster Stelle. Sein Leben hatte sich beinahe über das gesamte 20. Jahrhundert erstreckt - sein Wirken von den 20er bis in die 70er Jahre. Doch von den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen blieb seine Musik unbeeinflusst.
Pressestimmen
Neben Tondokumenten, in denen Schönfeldinger selbst zu Wort kommt, integrierte Wagner Interviews mit Persönlichkeiten aus dem Bekanntenkreis des Musikers und arbeitete ebenso die Entwicklung der Unterhaltungskultur im Land auf. Umrahmt werden beide Veranstaltungen mit der revitalisierten "Spielmusik Schönfeldinger", die einst der Musiker mit seinen Söhnen gegründet hatte.
KURIER
Über die neuen Schönfeldingers
Vier mal Schönfeldinger - und das in einem einzigen Ensemble bestehend aus vier Streichern! Das ist vielleicht mehr, als sich die ohnehin breit gefächerte Musikerdynastie der Schönfeldinger aus Bernstein im Burgenland jemals vorstellen konnte. Der Großvater hätte sich gefreut! Der Großvater war immerhin niemand geringerer als Karl Schönfeldinger, neben seinem Beruf als Bauer und Schneider charismatischer Musiker und Komponist von weit über hundert Märschen, Walzer und Polkas. Nachdem er die sog. Unterhaltungsmusik der ländlichen Jahreszyklusfeste auf bis dahin ungeahnte Qualitätsniveaus hoch gehievt hatte, fand er in reiferen Jahren noch Muße und Zeit, mit seinen Söhnen Herbert und Gerhard und einem gewissen Julius Schneglberger die „Schönfeldinger Spielmusik“ zu gründen. Das war dann nicht nur eine hervorragend, ja perfekt zusammengespielte Familienmusik, das stand damals wie heute für eine stilsichere Interpretation der von ihr überlieferten Tanzformen.
Mit Christa, Gerald, Ralf und Gerlinde Schönfeldinger knüpft nunmehr die dritte Generation an die Erfolge des Großvaters und seiner Söhne an. Behalten haben sich dabei die Frische des Klangs, eine Leichtigkeit in der Phrasierung, Heiterkeit und Transparenz, in die sich mitunter auch eine Brise pannonischer Melancholie verliert. Klassische ländliche Unterhaltungsmusik, wie sie selten zu hören ist, getragen von der Begeisterungsfähigkeit seiner Interpreten für Sinnlichkeit und Qualität.
Nach wie vor steht ihnen dabei die Musik des Karl Schönfeldinger zur Seite. Der hört aus dem Jenseits aufmerksam zu und freut sich sehr wohl. Man erkennt´s an seinem Lächeln ...