Stefan Horvath – Zigeuner aus Oberwart
Das Märchen der Musik op. 23
Ein Film von Peter Wagner
kamera: mario minichmayr, peter wagner, max leimstättner; ton: max leimstättner; „ich möchte so gern ein engel sein“ - text: stefan horvath, musik: peter wagner, gesang: eveline rabold, violine: joshi shalay, e-gitarre: aaron tauss, akustische gitarre: peter wagner, bass: georg müller, schlagzeug: pascal holper; „meditation über engelein“ - violine: joshi shalay, aufgenommen im reblausstudio eisenberg, tonmeister: otmar weber; grafik: eveline rabold; ton bearbeitung: herbert kopitar; zeichnungen: kinder der volksschule jabing, kooperative mittelschule, kauergasse, wien; hauptschule oberwart; zeitzeugen jabing: alois wagner, bürgermeister alois loipersbeck; dialogpartnerin im parlament: abgeordnete zum nationalrat mag. terezija stoisits; foto attentat 1995: hans wetzelsdorfer
mit unterstützung von: nationalfonds der republik österreich für opfer des nationalsozialismus, grüne bildungswerkstatt, landeshauptmann hans niessl, bundesministerium für bildung, wissenschaft und kunst, edition lex liszt 12
Peter Wagner´s EROS KADAVER FILM, Doku 92 Minuten
Roma im Jüdischen Museum in Wien
Der Filmemacher Peter Wagner präsentierte am Mittwoch seinen jüngsten Film im Jüdischen Museum in Wien. Der Film hat den Titel "Stefan Horvath, Zigeuner aus Oberwart". In der Zweigstelle am Judenplatz wird noch bis 6. März das Schaffen von Ceija Stojka gezeigt.
Wertvolle Erfahrungen des Miteinander
Der burgenländische Autor und Regisseur Peter Wagner bringt in seinem Film dem Zuseher eine bemerkenswerte Persönlichkeit näher, die trotz des Dramas, das nach wie vor auf den Roma lastet, ihre Lebensfreude und ihren skeptischen Optimismus nicht verloren hat: Stefan Horvath. "Wenn ich über Roma arbeite, arbeite ich in der Regel mit ihnen. Da ist hauptsächlich diese Erfahrung des Miteinanders der Gradmesser für den Erfolg der eigenen Arbeit", erklärt Wagner im Gespräch mit Silvia Farkas. Die schönen Erfahrungen, die er mit den Roma macht, unterstützen Wagner bei seiner Tätigkeit, wie er betont.
Bahnbrechende Leistung von Stefan Horvath
Sein Film ist ein politischer Film, der in vielen Institutionen wie eben auch im Jüdischen Museum Aufmerksamkeit findet. "Es ist eine große Ehre, diesen Film hier vorstellen zu dürfen. Es zeigt doch auch von der Tatsache, dass das Thema Roma nicht nur in Österreich, auch international ganz erhebliches Gewicht besitzt und diesem Gewicht auch Rechnung getragen werden muss", meint er über die Aufführung in Wien. Für ihn sei es vor allem auch wichtig, den Film den Betroffenen vorzustellen. "Roma waren in dieser Weise, wie es im Film passiert - durch Stefan Horvath - bislang nicht gewöhnt, in dieser offenen Weise über sich selbst zu sprechen. In diesem Sinne könnte Stefan Horvath Bahnbrechendes leisten und auch Beispielwirkung für die Jugend haben.
Stefan Horvath, Jahrgang 1949, lebt in der Roma-Siedlung in Oberwart. 1995 verlor er bei der Detonation der Oberwarter Rohrbombe unweit der Siedlung einen Sohn. Danach litt er an Schlafstörungen, bis er ein Mittel zur Überbrückung dieser Zeit fand: er begann zu schreiben. So veröffentlichte er sein Buch "Ich war nicht in Auschwitz". Darin erzählte er über den systematischen Mord an den Roma durch die Nazis.
Kraft schöpfen durch Opfer
"Anfangs war es natürlich problematisch, nach jeder Veranstaltung habe ich mich wieder leer gefühlt, aber wenn ich Kraft brauche, dann gehe einfach auf den Friedhof, wo die Opfer begraben sind und in diesen wenigen Minuten, die ich dort verbringe, schöpfe ich immer wider so viel Kraft, dass ich dann in nächster Zeit problemlos Veranstaltungen machen kann", beschreibt Stefan Horvath, der bei der Präsentation anwesend war, seine Empfindungen.
Erzählen als Mission
Das Erzählen und Lesungen wurden mittlerweile zur Mission, sagt Horvath. "Eine Mission, für die ich mich verantwortlich fühle, weil ich glaube, dass man einem breiten Publikum so etwas erzählen muss. Man darf nicht mehr schweigen." Er spüre jedes Mal bei den Besuchern große Betroffenheit.
Stefan Horvath hat ein neues Werk verfasst, diesmal für die Bühne: "Begegnung zwischen einem Engel und einem Zigeuner". Die Premiere des Theaterstücks findet am 26. Jänner, um 19.30 Uhr im Rahmen der Gedenkfeiern im Offenen Haus in Oberwart statt.
Die Gedenkfeiern zum 10. Jahrestag des Bombenattentates auf vier Roma beginnen am kommenden Freitag mit einer Internet-Konferenz. Über diesen Auftakt berichtet Radio Kaktus am Samstag, 22. Jänner 2005 um 20.30 Uhr in einer Spezial-Ausgabe.
RADIO KAKTUS, 14.1.2005, 20.00 Uhr, ORF Radio 147
Stefan Horvath, Jahrgang 1949, lebt in der Roma-Siedlung in Oberwart. 1995 verlor er bei der Detonation der Oberwarter Rohrbombe unweit der Siedlung einen Sohn. Danach litt er an Schlafstörungen zu jener Nachtzeit, als die Detonation passierte, bis er eines Tages ein probates Mittel zur Überbrückung dieser Zeit fand: er begann zu schreiben.
Was er zunächst aufzeichnete, waren in der Ich-Form gehaltene Erzählungen seiner Elterngeneration, die den systematischen Mord an den Roma thematisieren. Gerade das, sagt er, sei das Problem der Roma: sie hätten sich niemals mit ihrer Deportation und Vernichtung während der NS-Zeit auseinander gesetzt.
Stefan Horvath will mit seinen Erzählungen den Roma seiner Heimat eine Erinnerung nachliefern, von der er glaubt, dass sie vielfach befreiende, wenn auch teilweise schmerzhafte Wirkung haben könnte. Er geht von der Überzeugung aus, dass nur der bewusste Umgang mit dem eigenen Schicksal und der eigenen Geschichte die Mitglieder seiner Volksgruppe zur aktiven Gestaltung der eigenen Gegenwart und Zukunft veranlassen kann. Dabei will er schon bei den Kindern ansetzen. Und er will auch nicht vergessen, auf seine so naive wie poetische Art jenes niemals versiegende Lied zu singen, dessen Melancholie und dunkler Glanz uns Schrecken und Hoffnung in gleicher Weise zuteil werden lässt.
Die Reaktionen des Publikums bei den bisherigen öffentlichen Lesungen Stefan Horvaths zeigen, wie nötig diese Art der Erinnerungshilfe nach wie vor ist. Vielen ist die Tatsache bekannt, dass Roma genauso wie Juden in den Konzentrationslagern gefoltert und ermordet wurden. Wenige jedoch können sich ein plastisches Bild vom tatsächlichen Ausmaß der psychischen Belastungen machen, die seitdem auf der Volksgruppe der Roma liegt.
Der Film „Stefan Horvath, Zigeuner aus Oberwart“ besteht einerseits aus einem ausführlichen Gespräch mit Stefan Horvath, das im Sommer des Jahres 2003 aufgezeichnet wurde. Andererseits sind markante Begegnungen und Erfahrungen Stefan Horvaths seit der Veröffentlichung seines Buches „Ich war nicht in Auschwitz“ filmisch dokumentiert. Sie bringen dem Zuseher eine bemerkenswerte Persönlichkeit näher, die trotz des Dramas, das nach wie vor auf den Roma lastet, ihre Lebensfreude und ihren skeptischen Optimismus nicht verloren hat.
Aus dem Probgrammheft der DIAGONALE 2005