Das jüngste Land
Zweiter Teil der Trilogie von Siegmund Kleinl in einer Live-Stream-Inszenierung
Poetisch-kritischer Blick auf die ersten hundert Jahre des Burgenlandes mit einer Hundertschaft an Mitwirkenden
Dramaturgie und Inszenierung: Peter Wagner
Musikalische Leitung: Tomas Monetti
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Mitwirkende
Lesende
68 Menschen aller Altersgruppen aus dem gesamten Burgenland
Live-SängerInnen: Marco Blascetta, Claudia Fellinger, Tamás Hompok, Eveline Rabold
Live-Instrumentalisten: Otto Irsic – dr, Martin Kogler – b, Thomas Monetti – e-guit, Alex Pongracz – bcl, Levente Kiss-Pista – vl, Monika Swoboda – fl.
Komposition: Sophie Reyer, Ferry Janoska
Texte Alternative Landeshymnen: Katharina Tiwald, Peter Wagner
Arrangements: Thomas Monetti, Ferry Janoska
Live-Stream Abwicklung
Europe-Free-TV – Lehrgang der HBLA-Oberwart
Licht
Alfred Masal, Florian Decker
Produktionsleitung
Alfred Masal
Die Buchausgabe „Das neunte Land. Eine Burgenlandtrilogie“ ist in der edition lex liszt 12 erschienen.
Das jüngste Land - Live-Stream-Inszenierung
Der Anlass
Das Burgenland begeht im 2021 das Jubiläum seines 100jährigen Bestehens. Jubiläen beinhalten stets auch eine gewisse Herausforderung an die Diskurs- und Reflexionsfähigkeit eines Landes. Gewordenes, Seiendes und Werdendes wollen genauso durchleuchtet sein wie die wichtigsten Parameter unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Solch ein Programm, bezogen auf die tatsächliche oder behauptete Identität eines ganzen Bundeslandes, kann sich nur als komplex und umfangreich erweisen, gewiss aber noch am pointiertesten mit den Mitteln der Kunst bewältigen lassen.
Der Autor und sein literarischer Ansatz
Diese Komplexität, wie sie ohnedies kennzeichnend ist für die Sprachen- und Traditionsvielfalt eines archetypischen Grenzlandes wie dem Burgenland, entwickelt sich im Text des burgenländischen Autors Siegmund Kleinl zum auch formal durchgehaltenen Programm. Das „Lesedrama“ ist der Mittelteil einer „Burgenland-Trilogie“ und trägt den Titel „In allen Zeiten das Land in allen Personen“. Darin werden aus verschiedenen Perspektiven aktuelle Themen in Form von 101 Rhizomen (Szenen) dialogisch verhandelt.
Der Autor dazu: „Eine ganz eigene, neue Form des Dramas. Lesedrama heißt nicht, dass es nur gelesen werden kann, es kann auch als Theaterstück aufgeführt werden. Wobei keine Schauspieler auftreten, die etwas vorführen, sondern Leser, die nichts darstellen. Die Protagonisten sind die Wörter und Sätze und die mit ihnen verbundenen Gedanken.“
Die Inszenierung als Live-Stream mit Handy-Video-Lesung
In einer Zeit, in der pandemiebedingt die reguläre Bühnenpräsentation eines literarisch-dramatischen Textes vor Live-Publikum nicht möglich ist, unterzieht Regisseur Peter Wagner seine Inszenierung der virtuellen Formalisierung nicht nur als technische Übertragung eines real stattfindenden Ereignisses (etwa die Live-Musik), sondern auch als medienimmanenten ästhetischen Ansatz.
„An die siebzig Menschen aus dem gesamten Burgenland haben sich bereit erklärt, die 100 gedichtähnlichen Texte in Form von Handy-Video-Lesungen vorzutragen“, sagt Peter Wagner. „Naturgemäß sind dabei sehr unterschiedliche Videos entstanden, die dann per elektronischer Post auf meinem Schnittcomputer gelandet sind. Doch leben Text und Inszenierung gerade von der hör- und spürbar unterschiedlichen persönlichen Farblichkeit ihrer Vortragenden. Fast könnte man den Eindruck gewinnen – und ich hatte ihn beim Schnitt mitunter -, als ob hier ein homogener, höchst eigenwilliger literarischer Text durch die Vielzahl der Lesenden quasi demokratisiert, jedenfalls aber der Aneignung durch ein Kollektiv unterzogen wurde, das eher zufällig ausgewählt ist. Jedenfalls kann man durch die so entstandene Splittung des Textes auf Dutzende unterschiedliche Idiome, Temperamente und Mentalitäten einen nicht uninteressanten Blick auf das entwickeln, was unter dem modisch gewordenen Begriff der Diversität tatsächlich zu verstehen ist, sobald er aktiv gelebt wird.“
Live-Musik als sinnliche Illustration einer komplexen Wirklichkeit
Das von Peter Wagner entwickelte Gesamtkonzept trägt der sprachlichen Vielfalt des Burgenlandes insofern Rechnung, als die vier Sprachen des Landes auch tatsächlich zu hören sein werden. Zwar singen vier SängerInnen die Lieder in allen noch lebendigen Sprachen des Burgenlandes, allerdings erlauben deren Arrangements und Entstehungszeit keine nostalgisch-folkloristische Sichtweise. Ein sechsköpfiges Ensemble unter Leitung von Thomas Monetti (KIBu – Komponisten und Interpreten des Burgenlandes) interpretiert neben dem Song „Schwarzer Flieder“ der burgenlandkroatischen Rockband Bruji einen ungarischsprachigen Blues des Liedermachers Alex Karazman und eine von Monetti arrangierte Neuversion des Liedes Ma Rov, das nicht nur als Identitätslied der südburgenländischen Roma gilt, sondern auch als Mitteilung aus dem KZ verstanden werden kann. Zusätzlich sind zwei Alternative Landeshymnen zu hören, die eine als Komposition von Sophie Reyer nach einem Text von Katharina Tiwald, die andere als Arrangement von Ferry Janoska nach einem Text des Regisseurs.