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Daphnes Garten

Opernuraufführung
 

 

Libretto: Katharina Tiwald - Musik: Erling Wold - Inszenierung: Peter Wagner

Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland - Landestheater der Autor*innen und des klagenfurter ensemble mit dem Offenen Haus Oberwart 2023 / 2024

Pressestimmen

Samstag, 4. November 2023

Oper "Daphnes Garten" lässt in Oberwart nicht kalt

von APA - Austria Presse Agentur

 

Engagiertes Musiktheater bei der Uraufführung der Oper "Daphnes Garten" des US-amerikanischen Komponisten Erling Wold im Offenen Haus Oberwart: Das Projekt der Theaterinitiative Burgenland mit dem klagenfurter ensemble und dem OHO thematisiert die Ermordung der maltesischen Investigationsjournalistin Daphne Caruana Galizia (kurz DCG). Katharina Tiwald hat dazu ein dichtes, vielschichtiges Libretto verfasst.

Den Hintergrund des Geschehens bilden die Enthüllungen der sogenannten Panama Papers, ein Datenleak, bei dem 2016 ein internationales Korruptionsnetzwerk zum Vorschein kam. DCG recherchierte in diesem Zusammenhang zu den Verflechtungen maltesischer Politiker, deckte u.a. die Machenschaften des damaligen Premierministers Joseph Muscat auf und wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe getötet. Der Prozess gegen die Täter - drei Brüder - endete erst am 14. Oktober 2022 mit einem Schuldspruch, die mutmaßlichen Auftraggeber befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß.

Im von Peter Wagner sehr effektvoll und nachdrücklich, aber zum Glück nicht pathetisch inszenierten Stück (Bühne: Florian Lang) werden alle Namen genannt. Tiwalds Text ist teilweise dokumentarisch nüchtern, teilweise beinahe poetisch, etwa in jener Passage, wenn Daphne ihr Rezept für Orangenlikör erläutert. Doch meist geht es sehr desillusioniert zu: So endet denn auch Daphnes letzter Blog-Eintrag kurz vor ihrer Ermordung mit den Worten "Überall sind Gauner. Die Situation ist hoffnungslos."

Auf der durch Schiebeelemente und Projektionen sehr abwechslungsreich gestalteten Bühne erlebt man Daphne (Janina Schweitzer verleiht ihr in der doch anspruchsvollen Partie sympathische Präsenz) oft an ihrem Laptop sitzend, umgeben von den Stimmen der Einflüsterer und Intriganten. Wie in der antiken Tragödie gibt es einen Chor, der abwechselnd Meer, Garten oder Mauer verkörpert, aber auch die Reihe an Weingläsern an der Hotelbar, wo einander Juristen, Geschäftsleute, Menschen mit Geld, das auf Wäsche wartet, treffen. Wie heißt es bei Tiwald: Dinge sprechen nicht. Menschen sprechen.

Im Bühnenhintergrund spielt - meist verdeckt - die Camerata Sinfonica Austria unter der präzisen Leitung von Davorin Mori, manchmal erscheinen die Mitwirkenden auf den Projektionsflächen gleichsam als Live-Übertragung. Doch wird die Videotechnik sehr subtil verwendet und fügt sich dezent ins ansprechende Gesamtbild.

Wolds Musik schließlich setzt auf oszillierende stilistische Vielfalt. Über weite Strecken wird der Text eher rezitativisch behandelt, wobei Harmonik und Melodieführung durchaus tonal orientiert, aber doch von expressiver Herbheit durchzogen sind. Zwischendurch blitzen Rhythmen der Popmusik und des Jazz auf: Wold erweist sich als kompositorischer Glasperlenspieler.

Insgesamt ein Abend, der beileibe nicht kalt lässt. Dass es nicht nur um einen Einzelfall geht, wird am Schluss sichtbar, wenn an weitere ums Leben gebrachte Publizistinnen und Publizisten erinnert wird, von Anna Politkovskaya bis Jamal Ahmad Khashoggi. Die Produktion übersiedelt ab 29. November nach Klagenfurt, für 2024 sind weitere Termine in der KUGA Großwarasdorf, in Eisenstadt und in Wien vorgesehen.

(S E R V I C E - Oberwart, Offenes Haus: "Daphnes Garten". Oper von Katharina Tiwald (Text) und Erling Wold (Musik). Regie: Peter Wagner, musikalische Leitung: Davorin Mori. Mit Janina Schweitzer, Marika Rainer, Johanna Stacher, Martin Ganthaler, Fernando Hernandez, Michaela Schneider-Khom. Information und Tickets: Tel. 03352/38555, )

Landestheater: Gelungene Premiere im OHO

Freitagabend ist im Offenen Haus Oberwart (OHO) die erste Premiere des neu ins Leben gerufenen burgenländischen „Landestheaters für Autorinnen und Autoren“ gefeiert worden. Unter der Regie von Intendant Peter Wagner wurde die Oper „Daphnes Garten“ uraufgeführt.

Online seit gestern, 12.34 Uhr

Die erste Uraufführung des neuen Landestheaters ist Freitagabend unter tosendem Applaus zu Ende gegangen. Die Oper „Daphnes Garten“ widmete sich einem brisanten Thema – dem Aufdeckungsjournalismus und dem wahren Leben von Daphne Caruana Galizia. Die maltesische Journalistin ist vor sechs Jahren durch eine Autobombe ermordet worden – mehr dazu in Malta: Zwei Schuldsprüche nach Mord an Journalistin.

Mit seiner Inszenierung möchte Regisseur und Intendant Peter Wagner Emotionen wecken. „Wir haben im Eingangsbereich bereits Biografien ermordeter investigativer Journalistinnen. Und dann kommen wir rein in eine Oper: Und die Oper? Was erweckt sie denn? Die Emotion, sich zu identifizieren mit einer Geschichte, die abgründig ist. Und das ist großartig, wenn es gelingt“, so Wagner. Das Libretto von „Daphnes Garten“ hat die Autorin Katharina Tiwald geschrieben, die Musik stammt vom US-amerikanischen Komponisten Erling Wold.

Auftakt zu dreijährigem Kulturreigen

Die Oper „Daphnes Garten“ ist im OHO Oberwart noch fünf Mal zu sehen. Die Premiere am Freitag war der Auftakt zu eine Reihe zeitgenössischer burgenländischer Theaterproduktionen im Offenen Haus Oberwart. Das Projekt Landestheater der Autorinnen und Autoren ist vom Land Burgenland für drei Jahre anberaumt.

„Das finde ich natürlich toll, dass wir die Möglichkeit bekommen, hier vielleicht ein ganz alternatives Landestheater aufzubauen, nämlich nicht Repertoiretheater, sondern Uraufführungstheater mit Texten burgenländischer Autoren, vielleicht auch einmal mit einem eingeladenen Autor, der hier richtig Residenz macht“, sagt OHO-Geschäftsführer Alfred Masal.

red, burgenland.ORF.at

 

Kommentar / prima magazin 4. Oktober 2023

So geht Landestheater im Burgenland

Der Auftakt des burgenländischen Landestheaters der Autor:innen hätte die Latte nicht höher legen können. Uraufführungen kann er ja, der Peter Wagner. Aber mit der Oper Daphnes Garten ist ein neuer Glanzpunkt gesetzt worden.

Nicole MÜHL / 4. November 2023 / prima magazin

„Überall sind Gauner. Die Situation ist hoffnungslos.“ Mit diesen Worten endet Daphnes letzter Blogeintrag am 16. Oktober 2017. Wenige Minuten später wird sie von einer Autobombe zerfetzt. Uraufführungstheater ist das eine. Uraufführungsoper das andere. Im OHO ist man ja gewohnt, sich auf Neues einzulassen. Aber Oper ist schon noch mal eine andere Kategorie – auch in diesem Haus. Wagner führt in seiner Inszenierung den Besucher jedoch behutsam an das Thema heran. Auch wenn es Zahlen und Fakten sind, die da im Vorfeld im Zuge einer Ausstellung präsentiert werden, sie sind wichtig, um die Dimension des Kommenden zu erfassen. 

Daphne Caruana Galizia, eine maltesische Investigativjournalistin, deckte in eigenen Recherchen zu den „Panama Papers“ ein Netz an Korruption, Offshore Firmen und Geldwäsche auf, das sogar bis in Maltas Regierungskreise reicht. Ihre Ermordung erschütterte die Welt. Sie ist nicht die einzige Journalistin, die für ihre Arbeit mit dem Leben bezahlte. Was berührt, ist die Entschlossenheit, die immer wieder aufflackt, trotz der Zerrissenheit, denn da gibt es ja auch ein anderes Leben. Das, in dem Daphne über Möbel und Rezepte schreibt.

Ein passagenweise in seinem Ausdruck so unverblümt klares Libretto von Katharina Tiwald, untermalt mit der wunderbaren Musik von Erling Wold. Wenn das die Latte ist, die sich das burgenländische Landestheater der Autorinnen und Autoren gelegt hat, dann ist das Burgenland bereit Kulturland zu werden. 

Keine Angst vor Oper. Vor allem nicht vor dieser. Thema. Ensemble. Musik. Libretto. Inszenierung. Eine Bühne, die mit Schiebeelementen und Projektionen durch das Thema hindurchträgt. – Es ist ein neuer kultureller Glanzpunkt im Burgenland.

Ein Opernprojekt der Theaterinitiative Burgenland mit dem klagenfurter ensemble und dem OHO.

Libretto: Katharina Tiwald, Musik: Erling Wold, Inszenierung: Peter Wagner