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Ein leiser Abend über den Krieg

Jugendliche schreiben, Künstler inszenieren

Uraufführung: 19.12.1992 im Offenen Haus Oberwart (OHO)
Texte von Jan-Stefan Ari, Heinke Christiane Barth, Bernhard Beyer, Katalin Dienes, Barbara Hodits, Ulrike Hodits, Hubert Kienegger, Markus Luisser, Ewald Rehling, Eveline Stumpfel und Georg Zumann

Vortragende: Daniela Graf, Trude Lutz, Dieter Hoffmann, Georg Kusztrich

Musiker: Rainer Pötz – Flöte, Hubert Salmhofer – Saxophon, Peter Forcher – Bassklarinette

Bühne: Wolfgang Horwath; Komposition und Musikregie: Wolfgang R. Kubizek; Lichtdramaturgie: Hans Panner; Koordination: Beatrix Wieltschnigg; Büro: Jasmin Kaiser; Produktionsleitung: Horst Horvath; Beteiligte Pädagogen: Klaus Kappel, Gottfried Spanring

Konzeption, Dramaturgie, Regie: Peter Wagner

Pressestimmen

Ein leiser Abend über den Krieg

Ein ungewöhnliches Projekt in Oberwart

Oberwart – Stell dir vor, es ist einen Abend lang „Krieg“ und alle gehen hin. Das kann man jedenfalls den Schaulustigen jeglichen Alters im Raum Oberwart empfehlen. Denn im OHO (Offenes Haus Oberwart) findet wohl eine der außergewöhnlichsten Veranstaltungen statt, die dieses Haus gesehen hat: „Ein leiser Abend über den Krieg. Jugendliche schreiben – Künstler inszenieren.“
Peter Wagner, Autor, Rockmusiker, Lokalmatador und Hansdampf in allen Gassen, wurde durch die Grabschändungen auf dem jüdischen Friedhof Eisenstadts zu dem Projekt inspiriert. „Spätestens da“, meint er, „haben auch Burgenlands Politiker bemerkt, dass ihnen die Jugend abhanden gekommen ist.“
Dass der Geist der Jugend aber unbedingt nach rechts driften muss, zeigt Wagner mit diesem Abend, den er auch als Regisseur betreut. Elf Gymnasiast(inn)en zwischen 15 und 18 aus Oberschützen schrieben Texte gegen den Krieg. Vier Schauspieler tragen sie vor, drei Musiker sorgen für Zwischentöne.
Die einzige Richtlinie, die Wagner den jungen Leuten vorgab, war, dass das Wort „Krieg“ in den Texten nicht vorkommen sollte. Trotzdem nehmen natürlich viele Texte Bezug auf die Situation in Bosnien, versuchen von den Greueln des Krieges zu erzählen. Aber im Nachdenken über Krieg sind manche auch sehr schnell bei sich gelandet, ihrer eigenen Orientierungslosigkeit und Verlorenheit. Einige Texte erzählen da in erstaunlich talentierter Form, wie erst aus Selbsthass der Hass auf andere entsteht.
Auch wenn andere Texte wiederum mit verwackelten Bildern daherkommen und der Vortrag manchmal ins Eintönige abgleitet, wird hier doch in vorbildhafter Manier ein Stück Friedensforschung betrieben, dass der Krieg nicht erst auf dem Schlachtfeld beginnt, sondern schon in der Familie.
Lothar Lohs, DER STANDARD 

Arche Titanic – der leise Gegen-Abend

Ein lauter Abend gegen den Krieg. Die Vorbereitungen waren kurz, die Performance intensiv. Ultrarealistisch.
Vorweg: Der Abend im OHO, mit Texten von Jugendlichen, die „vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich ernst genommen wurden“, so Konzeption;  Dramaturgie – und Regie – Mann Peter Wagner, war eine gute Sache. Der Besuch bei der Premiere sensationell. Viele mussten draußen bleiben. Ob es ein kleines oder größeres Weihnachtswunder war, oder ob man im OHO jetzt die Geheimnisse gezielter PR enthüllt hat, kann man nicht so leicht sagen. Die Reaktionen des Publikums waren durchwegs gut. Der Vater eines jungen Autors zeigte sich begeistert über die Selbständigkeit seines Heranwachsenden.
Die Bühne war überall, die Sprechenden saßen im Publikum, Lichtkegel brachten sie ins Bild, die Musik von Wolfgang R. Kubizek machte Verbindungen sichtbar. Die Bühne war ein Schiff oder ein Boot, ein volles. Alles war dunkel bis schwarz, Daniela Graf, die Schauspielerin sprach von „Beschämung“, die aufkommen müsse, beim Tiefgang der gesprochenen Texte. Alles in beinahe kroatischer Schwermütigkeit („glava boli“), bedeutungsbeladen, mit dem gesamten Herzblut der Welt durchtränkt. Ein kleines Bühnenelement gab es doch: Die Autoren saßen stumm und bei Kerzenlicht in der Mitte des Saales, auf dem Schiffboden sozusagen, nur mehr das fiktive Wasser unterhalb. Man kann jetzt wirklich versuchen darüber nachzudenken, ob es sich bei dem Bild um so etwas wie die Arche Noah handelte, der Aufbruch in eine neue Welt, oder um die Überheblichkeit der Titanic, der Untergang mit Sekt und Kaviar, fast so wie die Welt draußen. „Denn wer nicht sinken tut, der hat zum Untergang kann Mut“.
„Shir geht – Shir isst – Shir schläft – Shir trinkt – Shir besucht den Kindergarten – Shir hat Freude – Shir spielt – Ich habe sie erschlagen“ (Text: Georg Zumann, Jhg. 1976).
BVZ