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März. Der 24.

Stück von Peter Wagner
Uraufführung: 24. März 1995 im Offenen Haus Oberwart (OHO)
Gastspiel im Kulturzentrum Eisenstadt
Besetzung: Gräfin: Daniela Graf; Graf: Ferdinand Kaup; Podezin: Michael Reiter; Stadler: Johanna Orsini-Rosenberg; Oldenburg: Georg Kusztrich; Mizzi: Rosemarie Straal; Anna: Birgit Spuller; Pagani: Hubertus Zorell; Ziserl: Sascha Ploner; Blinder Ziehharmonikaspieler: Otto Lechner
Bühne: Wolfgang Horwatz; Kostüm und Maske: Doris Deixler; Licht: Alfred Masal, Regieassistenz: Catharina Roland; Video: Hans Peindl; Requisite: Gregor Pokorny; Programm & Layout: Beatrix Rehm; Interviews mit österreichischen Spitzenpolitikern: Prof. Paul Blaha; Produktionsleitung: Horst Horvath;
Regie: Walter Davy
Alle Rechte für das Stückmanuskript seit 2004 wieder beim Autor.

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Werte Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Theater!

Zahlen in Verbindung mit Pogrom und Massenmord haben die Eigenschaft, eher zu irritieren als Klarheit zu verschaffen. Können wir uns vorstellen, was der Mord an 180 Menschen ist, wenn wir kaum begreifen können, was der Mord an einem Menschen ist? Und der Versuch, den Mord an Millionen in den Konzentrationslagern der Nazis zu erfassen, erweist sich schon in seinem Ansatz als absurd.
Es ist erwiesen, dass das Massaker an den jüdischen Zwangsarbeitern in Rechnitz in der Nacht zum Palmsonntag 1945 stattgefunden hat. Verschiedene Quellen geben 150 Ermordete, andere 180, 220, einige sogar 300 an. Manche halten alle diese Zahlen für zu hoch, andere sind erpicht darauf, keinen einzigen Toten zu vergessen. Endgültige Aufklärung kann höchstens dann geschaffen werden, wenn ihr Grab gefunden ist.
Aber sind diese Spekulationen über die Zahl der Erschlagenen wirklich wichtig?
Wir wollen sie für heute beiseite lassen. Es geht uns nicht darum, Zahlen zu verhandeln, sondern den Mord als solchen und die Umstände, die ihn ermöglichen.

Darüber hinaus lege ich Wert auf folgende Feststellung:
Das Bühnenstück, das Sie heute sehen, ist keine Rekonstruktion eines historischen Ereignisses. Auch wenn einige der Figuren mit Namen versehen sind, deren Träger tatsächlich im Umfeld des Massakers in Rechnitz zu finden waren, lässt dies noch keinen historisch stichhaltigen Rückschluss auf die zur Zeit des Massakers real vorhandenen Schauplätze und Charaktere zu. Sie sind im Sinne eines fiktiven dramatischen Werks frei erfunden und dienen in erster Linie dem Zweck, eine Parabel auf die Endzeit einer Gesellschaft zu erzählen, wie sie auch auf andere Endzeitalter zutreffen könnte, in allen Zeiten der Welt, also auch heute und morgen.
Insoferne darf dieser Versuch nicht nur als Aufarbeitung der Vergangenheit und schon gar nicht als Abrechnung oder einseitige Schuldzuweisung an die Rechnitzer Bevölkerung missverstanden werden!

Pressestimmen

Annemarie Klinger, NEUE ZEIT, Graz: Aufarbeitung eines Verbrechens aus der braunen Vergangenheit
Das Kulturzentrum „Offenes Haus Oberwart“ brachte das Stück „März. Der 24.“ des burgenländischen Autors Peter Wagner zur Uraufführung

Der historische Spielplatz im Stück, das Schloss Rechnitz, Sitz der Bauabschnitssleitung des Ostwalls im Zweiten Weltkrieg. Die Menschen in dem Schloss haben es sich gerichtet. Sadismus, Gewalt, Sex, Angst und auch das Wegschauen angesichts des zum Alltag gewordenen Krieges, der immer neue Gefangene anschwemmt, die in den Ställen vegetieren und zum Verwaltungsproblem werden. Ein letztes Fest soll gefeiert werden. Gelöst werden soll an diesem Abend auch ein dringliches „Problem“: Der letzte Transport hat nur krankes, für die Arbeit „unbrauchbares Menschenmaterial“ gebracht. 180 Juden, die zum Kreuzstadel hinaus transportiert werden und dort ein großes Loch schaufeln müssen.

Von Regisseur Walter Davy ohne Schnörkel in Szene gesetzt, in einer Bühne von Wolfgang Horwath, die sich assoziativ an den Unvergänglichkeitsmythos von Stahl und Beton während der NS-Zeit anlehnt, entzündet sich die Brisanz des Stückes an den Beziehungen der Figuran zueinander, ihrem Spiel, das Rangordnungen durch Demütigung schafft, bis sich die Gewalt ganz unten bei den Gefangenen entlädt.

Ausgezeichnet Michael Reiter als der Gestapo-Chef „Podezin“, dargestellt als ein Kleinbürger, der plötzlich mit Macht ausgestattet wurde und mit sadistischem Vergnügen seine Allmachtsgefühle auslebt. Zu seiner Geistes- und Bettgefährtin geworden, Daniela Graf in der Rolle der Gräfin. Männerfressend in ihrer Lebensgier, die alle Grenzen überschreiten und auskosten will, die vor dem großen Zusammenbruch noch erreichbar sind. Daneben Ferdinand Kaup als Graf, bedächtig und präzise dargestellt als ein Mann, der wegschauen und verdrängen will, aber immer zu feige ist, Widerstand zu leisten. Nachdenklich machend die beiden Küchenmädchen, die eine, dargestellt von Rosemarie Straal, lebenspraktisch, die andere Birgit Spuller, die sich an dem, was es noch zu holen gibt, bedient wie die andere, aber letztlich doch zerbricht. Ihr Bruder, dargestellt von Sascha Ploner, ist das Kind, das in diesem Krieg das Töten lernt und das Denken verlernt. Als die Hemmungen gefallen sind, tötet er weiter, ohne Befehl. Sein Gegenspieler, Hubertus Zorell als der älteste Soldat, der seine Menschlichkeit nicht ganz verdrängen kann, der Gewissen entwickelt und reden könnte und deshalb sterben muss. Ein betroffen machender Theaterabend.

Peter Sitar, KURIER: Auf der Bühne wird in Oberwart wieder gemordet – Neues Wagner-Stück: Premiere machte betroffen

Um es gleich vorwegzunehmen: "März. Der 24." ist sicher Peter Wagners bisher bestes Bühnenstück. Aktuell, spannend wie ein Krimi und tief, sehr tief blicken lassend. Es ist ein Stück über (Un)Menschen, wie wir sie alle sind oder sein können. Der historische Rahmen ist ebenso schrecklich wie klar. In den letzten Kriegstagen, am 24. März 1945, ermordeten örtliche Nazi-Schergen, unterstützt von Festgästen, beim sogenannten Kreuzstadl bei Rechnitz 180 kranke Juden auf unfassbar brutale Weise.

Im Stück über Ausnahmesituationen gibt es die, die morden. Es gibt aber auch die einfachen Menschen, die starr wegschauen und trotzdem sich dem Fürchterlichen anpassen und davon profitieren.

Großartig, temporeich und spannend die Inszenierung von Walter Davy, der die Zuschauer durch das Labyrinth der schwarzen Seite der menschlichen Seele rasen lässt. Durchwegs außerordentlich auch die schauspielerische Leistung des neunköpfigen Ensembles. Vor allem Daniela Graf als Gräfin Batthiany schafft tiefe Betroffenheit. Das Bühnenbild gestaltete Wolfgang Horvath.

Das Stück hatte am Freitag im Offenen Haus Oberwart Premiere. Unter den Gästen waren: Landeshauptmann Karl Stix, Landtagspräsident Wolfgang Dax, Heide Schmidt, Madeleine Petrovic und Terezija Stoisits.

Karl Simon, FREIHEITLICHER GEMEINDEKURIER: Kulturförderung kontraproduktiv eingesetzt – Subventionen sinnvoll ver(sch)wendet?

Kultur und Fremdenverkehr, mit beidem ist unser Burgenland nicht gerade reichlich gesegnet. Verständlich daher, dass seitens des Landes Subventionen flüssig gemacht werden, um beides zu forcieren. Bedenklich wird die Sache erst, wenn eine Förderung kontraproduktiv wird.

50 Jahre sind seit dem Kriegsende vergangen, 50 Jahre ist es auch her, dass in Rechnitz an die 180Juden ermordet wurden. Grund genug, um dieser Tatsache zu gedenken. Grund genug auch für den Burgenländer Peter Wagner, über dieses traurige Vorkommnis ein Stück zu schreiben – März. Der 24. Ein Stück mit teils realem Hintergrund, aber doch teilweise eine Fiktion. Bedauerlicherweise soll die Art und Weise, wie die angeblich involvierte Gräfin Batthyány in diesem Stück dargestellt worden ist, der gräflichen Familie in keiner Weise gefallen haben.

Dennoch, das Stück wurde groß herausgebracht, groß subventioniert und Schüler wurden haufenweise zur „Zwangsbeglückung“ herangekarrt. Andererseits soll in dem Gebiet um Rechnitz ein wunderschönes Naturreservat, der Naturpark Geschriebenstein geschaffen werden. Eine wunderbare Möglichkeit zur Tourismusförderung, zur Abrundung der burgenländischen Angebotspalette. Auch können dabei EU-Fördermittel für das Land lukriert werden und in das Projekt Naturpark fließen. Aber jetzt kommt der Haken: Die Wälder um Rechnitz und Lockenhaus gehören nämlich noch zum Großteil der Familie Batthyány und deren Kooperationsbereitschaft zum angestrebten Projekt soll merklich gefallen sein. Man stößt sich nicht an dem Stück eines Theaterschreibers, man ist nur befremdet darüber, dass niemand einer persönlichen Bloßstellung einer Person widersprochen hat, ja dass solche Stücke auch noch groß propagiert und subventioniert werden. Hat irgendein Landespolitiker bei der Präsentation des Stückes erwähnt, wie viele Vereine, Kirchen und andere Institutionen in den Jahren nach dem Krieg von der gräflichen Familie unterstützt und gefördert wurden, ging das alles unter in einem Rausch der Vergangenheitsbewältigung?

Die Subventionen für das Theaterstück sind ja schon draußen, auch schon einiges an Kosten für die Projektstudien des Naturparks. Vielleicht aber erübrigen sich die weiteren Subventionen und EU-Förderungen für den Naturpark dann nämlich, wenn das Projekt platzt. Und das nur, weil Landespolitiker gedankenlos in eine Richtung subventionieren und die Konsequenzen nicht bedenken.


Textauszug

21

(Podezin und die Gräfin an einem geöffneten Fenster im Schloß. Er trinkt hin und wieder von einer Schnapsflasche. An einer anderen Seite tanzen Oldenburg und die Stadler in stummer Gebärde. Die Musik fehlt.
Der Graf geht – mit dem Sektglas in der Hand – in der gegenläufigen Richtung zu Ziserl mit diesem an jener imaginären Grube auf und ab. Pagani zielt mit dem Suchscheinwerfer in die Grube hinunter. Anna verschlingt die Reste des Essens und schleckt sogar die Teller ab, während Mizzi genüßlich in sich hineinstopft.)


GRÄFIN: Wie still es plötzlich ist. Keine Blitze mehr am Horizont. Was hat das zu bedeuten?

PODEZIN: Nichts.

GRÄFIN: Die Ruhe vor dem Sturm?

PODEZIN: Es gibt nichts, das etwas zu bedeuten hätte.

GRÄFIN: Es gibt uns. Ist das nichts?

PODEZIN: Nein, es gibt auch uns nicht.

GRÄFIN: Irgendetwas muss es geben. Sonst wären wir nicht.

PODEZIN: Es gibt nur die Nacht.

GRÄFIN: Die Nacht …

PODEZIN: Sie ist wie ein tiefes schwarzes Loch, in das alles hineinfällt. Von einer Geige umrandet.

GRÄFIN: Sah ein Knab ein Röslein stehn …

PODEZIN: Ich rieche das Loch.

GRÄFIN: Es ist der Frühling, der so duftet.

PODEZIN: Es stinkt nach verfaultem Blut.

GRÄFIN: … Röslein auf der Heiden, war so jung und morgenschön. Weiter!

PODEZIN: Nichts weiter.

GRÄFIN: Das war alles?

PODEZIN: Es gibt nur die Nacht. Den Tag, es hat ihn nie gegeben.

GRÄFIN: Es ist eine billige Form der Markierung, ein blaues Auge.

PODEZIN: Wie willst du es haben?

GRÄFIN: Nicht so. Das wäre mir zu wenig.

PODEZIN: Den Tag, es hat ihn nie gegeben.

GRÄFIN: Nur die Nacht.

PODEZIN: Und die schwarze Erde.

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Die schwarze Nacht und schwarze Erde: das schwarze Loch, in das alles hineinfällt.

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN (säuft, flößt auch der Gräfin Schnaps ein; schiebt ihr dann die Flasche zwischen die Beine.) Irgendwann hat der Krieg Arschlöcher gebraucht. Ja?

GRÄFIN: Ja.

PODEZIN: Da waren sie zur Stelle. Ja?

GRÄFIN: Ja. Der Krieg bekommt immer, was er braucht.

PODEZIN: Arschlöcher wie mich. Ja?

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Der Krieg bekommt die Leute nicht nur, er richtet sie sich auch immer so her, wie er sie braucht. Ja?

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: So wie du! Auch du richtest dir die Leute immer so her, wie du sie haben möchtest. Ja?

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Du bist der Krieg …

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Du bist das Loch, in das alles hineinfällt.

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: In dich spritzt das Blut hinein, du Loch, du unersättliches, stinkendes Loch!

(Er zieht die Flasche zwischen den Beinen der Gräfin hervor. Säuft. Schiebt auch ihr die Flasche in den Mund.)

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Sie werden mich verfolgen. Sie werden mich durch die Nächte hetzen und durch die Tage. Das Arschloch, das der Krieg gebraucht hat, solange es einen Krieg gegeben hat. Und das der Krieg weggeschmissen hat wie eine leere Patronenhülse, nachdem er sich ausradiert hat in einem Akt der Selbsterkenntnis. (Säuft. Schiebt auch ihr die Flasche in den Mund.) Ja?

GRÄFIN: Ja, weiter!

PODEZIN: Sie werden überall nach meinen Spuren suchen, in die Häuser werden sie eindringen und fragen: Wo ist Podezin! Wer hat ihn zuletzt gesehen! Wer kann seine Gesichtszüge beschreiben, die Farbe seiner Augen, den Glanz seines Haars? Haben seine Hände gezittert, wenn er die Pistole an den Nacken eines Delinquenten setzte? Hat er seine Stiefel dabei dreckig gemacht? Wie weit ging er rein in den Dreck, in dem er doch zu wühlen liebte, er, der sich selbst einen Maulwurf nannte und den Feind des Tageslichts?! Ja?

GRÄFIN: Ja!

(Er säuft. Und schiebt auch ihr die Flasche in den Mund.)

PODEZIN: Sie werden suchen nach einem Mann, der aussieht wie jenes Bild in der Zeitung, der Mann, nachdem man fahndet und den man einen Mörder nennen wird. Man wird erzählen, dass er die Kinder schwarze fette Erde fressen hat lassen, um sie abzuhärten, wie er selbst am liebsten Tag und Nacht Erde gefressen hätte in seiner Sucht nach dem schwarzen Loch der schwarzen Nacht. Man wird wissen wollen, ob er sich das Blut, das ihm vom Hinterkopf des Delinquenten entgegenspritzte, mit der Hand aus dem Gesicht wischte, oder ob er sich dazu eines Taschentuchs bediente. Man wird wissen wollen, wie hoch der Tagesdurchschnitt derer war, die er eigenhändig erschoss. Man wird wissen wollen, ob sein Hemd immer tadellos gebügelt war und ob er einen Ring am Finger trug. Welche Pferde er bevorzugte, welche Kraftfahrzeuge, welche Flugzeuge. Ob er filterlos rauchte und Wein oder Schnaps trank. Man wird wissen wollen, welches Arschpapier er benutzte und welches Rasierwasser. Liebte er nicht Vanillepudding mit Weichselsaft? Sah er nicht den jungen Mädchen auf der Straße nach? Und wählte er nicht Schwarz und Rot und Blau? Ja?

GRÄFIN: Ja! Weiter!

(Er säuft. Schiebt auch ihr die Flasche in den Mund ein.)

PODEZIN: Und irgendwann wird irgendjemand wissen wollen, ob dieses gesuchte und niemals gefundene Monstrum nicht vielleicht ein ganz normaler Mensch gewesen ist. Einer wie jener, der dort drüben über die Straße geht. An dessen Äußerem schon alles nichts als beschämend durchschnittlich ist. Der freundliche Herr mit der Sonnenbrille, dessen Hand, die den Spazierstock hält, ein wenig zittert. Ein wenig nur, aber merklich doch.

GRÄFIN: Nicht so! Ich hasse Weinerlichkeit. Ich hasse nichts so sehr wie Weinerlichkeit!

PODEZIN: Podezin, das Kind.

GRÄFIN: Nein, hör auf damit …

PODEZIN: Kein Kind?

GRÄFIN: Nein, mit diesen Phantasien darf sich deine kleine Sekretärin herumschlagen.

PODEZIN: Wenn kein Kind, was dann? Wie willst du mich haben?

GRÄFIN: Wie du bist.

PODEZIN: Wie bin ich?

GRÄFIN: Hör auf damit. Du musst es mir zeigen, nicht ich dir!

PODEZIN: Gut, ich bin ein Beamter, Oldenburg Zwei, nur mit einer Pistole statt einer Füllfeder versehen.

GRÄFIN: Podezin, die Wahrheit! Nicht irgendeine Spielerei!

PODEZIN: Spielerei, so!

GRÄFIN: Du wüsstest den besonderen Charakter dieses Festes zu schätzen, das dachte ich.

PODEZIN: Du denkst, du denkst! Es ist mir scheißegal, was du denkst, du Loch!

GRÄFIN: Ja, weiter!

PODEZIN: Nichts weiter. (Er wird brutal.) Noch einmal: ich bin nicht dein Hampelmann!

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN: Ich bin ein Prolet!

GRÄFIN: Weiter!

PODEZIN (nimmt sie nun sehr brutal.): Du verdammtes Loch. Ich werde dich markieren, ich werde dich markieren, dass du dein Leben nicht mehr loskommst davon!

(Sie küssen sich. Anna räuspert sich.)

GRÄFIN: Verschwinde, dumme Gans!

ANNA (macht einen Knicks.) Ein dringender Anruf für den Herrn Obersturmführer. (Anna geht ab.)

GRÄFIN: Geh nicht, bleib hier, ich lass dich nicht fort! Nicht jetzt!

PODEZIN: Bin sofort wieder hier.

GRÄFIN: (hängt sich an ihn.): Bleib, bitte! Das kann nicht alles gewesen sein!

PODEZIN: Im Gegenteil, das war der Anfang.

GRÄFIN: Versprochen?

PODEZIN: Du kennst mich nicht, wie?

GRÄFIN Nein, ich kenne dich nicht. Aber ich möchte dich kennen, ganz! Und heute noch!

(Sie küssen sich.)

PODEZIN Warte hier.

(Podezin geht.
Die Gräfin zündet sich eine Zigarette an. Raucht. Öffnet die Haare. Summt das Heidenröslein.)