Der Fluss sucht sich ein neues Bett
Der Fluss sucht sich ein neues Bett
Über Bestehendes, Verlorenes und neu Hinzugebrachtes
Theater-Essay in 14 gesungenen Sprachen
von Peter Wagner
IDEE, KONZEPTION, DRAMATURGISCHE EINRICHTUNG,
INSZENIERUNG: PETER WAGNER
MUSIK UND ARRANGEMENTS: FERRY JANOSKA
Mitwirkende Bühne: Claudia Fellinger, Tamás Hompok,
Eveline Rabold, Alexander Wukovits, Peter Wagner.
Live-Musik: Ferry Janoska (Bandoneon, e-Piano),
Thomas Maria Monetti (Gitarren), Nikola Zeichmann (Bass)
Lichtdesign und Produktionsleitung: Alfred Masal
Live-Ton: Florian Decker / Videotechnik: Zoltán Galambos
Kameras: Tom Eitel, Sabine Maier, Tamás Medgyessy, Christian Ringbauer
DarstellerInnen und MusikerInnen Videoeinspielung „Der Fluss – Die Lieder der Lebenden, die
Lieder der Toten“ / 2013: Marco Blascetta, Philipp Eisenmann, Barbara Horvath, Eveline Rabold,
Sandra Selimovic. Violine I – Barbora Botošová, Violine II – Simona Vajduláková, Viola – Tatiana
Bobeková, Violoncello- Ján Vajčovec, Kontrabass – Tomáš Gašpierik.
Bauten: Florian Decker, Zoltán Galambos, Christian Lukschander
Büro und Organisation: Silvia Magdits, Gerald Unger, Helena aus der Schmitten
Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland in Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart
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Über Bestehendes, Verlorenes und neu Hinzugebrachtes
Im Jahr 2013 konnte das Offene Haus Oberwart (OHO) eine veritable Erfolgsproduktion landen. „DER FLUSS - Die Lieder der Lebenden, die Lieder der Toten“ wurde im Verlauf von vier Jahren Dutzende Male in insgesamt fünf österreichischen Bundesländern aufgeführt und von Publikum und Presse begeistert akklamiert. 2015 wurden Autor und Regisseur Peter Wagner und der Komponist Ferry Janoska für ihr gemeinsames Werk mit dem Burgenländisches Volkskulturpreis bedacht.
„DER FLUSS SUCHT SICH EIN NEUES BETT - Über Bestehendes, Verlorenes und neu Hinzugebrachtes“ versteht sich nicht bloß als Fortsetzung eines prämierten Stücks, sondern als eine Erweiterung in Sichtweise und Didaktik dessen, was man gemeinhin unter kultureller Identität eines Grenzlandes, wie es das Burgenland seit jeher darstellt, versteht.
Signifikant für dieses Grenzland Burgenland, das 2021 sein hundertjähriges Bestehen feiert, ist in jedem Fall die Anzahl seiner Volksgruppen in nach wie vor gepflegter Sprache und kultureller Tradition. Ob Deutsch-, Kroatisch-, Ungarisch-, Romanes- und bis 1938 auch Jüdischsprachige: Sie alle ergeben bis zum heutigen Tag ein Gesamtbild an gelebter Diversität, wie man es wohl sonst nirgends in Österreich so gebündelt auffinden kann. Davon erzählte bereits „DER FLUSS - Die Lieder der Lebenden, die Lieder der Toten“ - und er tat es über die Lieder der Volksgruppen, wie sie z.T. bis zum heutigen Tag lebendig sind.
Aber auch im Burgenland steht die Zeit nicht still, weder in Form noch Inhalt, Gesellschaft und Politik, technischem Fortschritt und zukunftsskeptischem Blickwinkeln. Zu den alten Liedern haben sich nach und nach neue Lieder gesellt, und das nicht nur seitens der Kreativen innerhalb der Volksgruppen, sondern auch - weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit - seitens jener Menschen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus fremden Ländern zugezogen sind und ihren neuen Lebensmittelpunkt im Burgenland gefunden haben, oftmals nach langer und gefährlicher Wanderschaft oder einem sonstwie anderen Schritt persönlicher und/oder familiärer Art. Aber selbst als einzelner kommt ein Mensch nie ganz alleine in ein anderes, ihm zunächst genauso fremdes Land, wie er von diesem Land seinerseits als Fremder wahrgenommen werden mag. Immer gehen wie ein Schatten mit ihm mit: seine Sprache, seine ihm angestammte Kultur, seine in ihr verankerte Sehnsucht, seine Gebete, Märchen, Gedichte - und: Lieder.
Laut Statistik Austria leben heute im Burgenland Menschen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus nicht weniger als 130 unterschiedlichen Nationen zugezogen sind. Wo sind sie? Wer sind sie? „DER FLUSS SUCHT SICH EIN NEUES BETT - Über Bestehendes, Verlorenes und neu Hinzugebrachtes“ will zumindest einigen unserer neuen Mitmenschen nicht nur eine Stimme geben, sondern dieser Stimme auch Substanz durch das, was diese Menschen in ihrem nativen Selbstverständnis geprägt hat und vielleicht nach wie vor prägt. Wohl kaum etwas wäre so sehr geeignet, den Weg zu unseren Herzen zu finden wie der Gesang der menschlichen Stimme. Und wir täten schließlich gut daran, auch um unser selbst Willen, nicht nur unsere Ohren, sondern eben auch unsere Herzen zu öffnen.
Wieder wird es der Kosmopolit Ferry Janoska, selbst ein als Kind in Burgenland Geschmuggelter, sein, der mit seinen Arrangements dem Abend einen unverwechselbaren musikalischen Anstrich geben wird. Unter der Regie von Peter Wagner erstreckt sich der theatralische Bühnenbogen von virtuell aufbereiteter Bilderwelt zu live dargereichter gesanglicher und musikalischer Performance.
Die Produktion wird im Jänner 2022 wiederholt und auch in anderen burgenländischen Spielstätten gezeigt. Mit ihrer Uraufführung zu Silvester erfährt sie allerdings mehr als nur eine Theaterpremiere, bildet sie doch den Abschluss eines Jubiläumsjahres, der sich zugleich als mentalen Aufbruch in den nächsten Abschnitt unserer Geschichte versteht.